WELTKUNST 08/2020

KUNSTZEITUNG 05/2020

ARTFORUM 2018

Zwischen den Welten 

Ein Gravitationszentrum der Kunstszene: Vera Munro 

»Mid-Career Artists« – dieser Begriff hat bei Vera Munro einen Zauber. Die Hamburger Galeristin, international renommiert für ihr über die Jahrzehnte entwickeltes Programm, beschreibt damit ihre Strategie. Die »Mid­Career Artists« haben bewiesen, dass ihr Werk keine Eintagsfliege ist, gleichzeitig liegt noch ein perspektivenreicher Weg vor ihnen. Doch wie erkennt man in der Flut der Posi­tionen Qualität und Potenzial? Die traurige Antwort lautet wohl: Man hat das Talent dazu, oder man hat es nicht. Vera Munro ist auf der Seite der äußerst Talentierten. Ihr Ge­spür macht sie zu einer Rosinenpickerin der Künste, die von Hamburg aus in die Kunst­welt hineinwirkt. Sie berät Sammler, ist auf einigen der bedeutenden Messen vertreten und versteht es zugleich, in ihrem Heimathafen Hamburg Ausstellungsakzente zu setzen, die an anderen Galerien vorbeigehen.

Dabei hätte es auch ein anderer Standort wer­den können: Früh zog es sie als gefragtes Mo­del nach London und New York. Ihre Auf­enthalte nutzte Munro auch, um Kunst und Künstler kennenzulernen. Sie baute ein Netzwerk auf, erdete sich mit einer kaufmän­nischen Ausbildung und vertiefte ihr Wissen durch ein Kunstgeschichtsstudium.
Letztlich war es die Liebe, die sie in Hamburg hielt. Nicht zur Stadt, sondern zu ihrem zukünftigen Mann, dem Komponisten Nick Munro. So wurde sie mit ihrer Galerie heimisch und blieb. Die ersten Ausstellungen ab 1977 machte sie mit den Heroen der Avant­gardekunst – mit Joseph Beuys, Cy Twombly oder Antoni Tapies. Später spürte sie gezielt Künstler auf, mit denen sie zusammenarbei­ten wollte. Darunter waren Günther Förg, Helmut Dorner und Silvia Bächli.
Die Galerie in Hamburg-Eppendorf er­öffnete sie 1985, mittlerweile hat die Gründer­zeitvilla eine Ausstellungsfläche von 600 Qua­dratmetern, dazu gehört ein faszinierender Anbau im oberen Stockwerk. Lichtdurchflu­tet wird er selbst zur Skulptur. Für die Zusam­menarbeit mit Künstlern, für das gemeinsa­me Kuratieren von Ausstellungen, hat sie eine kleine Wohnung eingerichtet. 

Über die Jahre ist das Galeriehaus zu einem eigenen Kosmos geworden. Einern Gravitati­onszentrum für diejenigen, die das ernsthafte Gespräch und die intensive Auseinanderset­zung mit der Kunst suchen. Wer hierher­kommt, der will kein Galeriebesuchspro­gramm abhaken, wie es anderswo oft der Fall ist. Das genießt Vera Munro und bringt ihren Besuchern als Dank eine ebensolche Wert­schätzung entgegen.

FRANK G. KURZHALS 

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